
Der Schweinshai, auch bekannt als Oxynotus centrina, zählt zu den ungewöhnlicheren und weniger bekannten Haiarten der Weltmeere. Mit seinem gedrungenen Körperbau, der kurzen Schnauze und den auffällig dreieckigen Rückenflossen erinnert er auf den ersten Blick eher an ein Fantasiewesen als an einen typischen Hai. Doch genau das macht ihn so faszinierend – und für viele Forscher besonders interessant.
In diesem Beitrag tauchen wir tief ein in die Lebensweise, das Aussehen und die Besonderheiten des Schweinshais und zeigen, welche Rolle er im marinen Ökosystem spielt – und warum er dringend geschützt werden muss.
Unverwechselbares Aussehen
Der Schweinshai fällt sofort auf: Sein dicklicher, kompakter Körper, die hohen, segelartigen Rückenflossen und die kleine, stumpfe Schnauze verleihen ihm ein einzigartiges Erscheinungsbild. Sein Körper wirkt fast wie zusammengedrückt – eine Anpassung an das Leben in der Tiefe.
Weitere Merkmale:
- Haut: rau und dick, mit kleinen, hartnäckigen Placoidschuppen
- Farbe: grau bis bräunlich, teils mit dunklen Flecken
- Größe: meist 60–150 cm, maximal etwa 1,5 Meter
- Augen: relativ groß, mit leuchtendem Reflexionsvermögen
Diese Merkmale unterscheiden ihn deutlich von bekannten Arten wie dem Sandtigerhai oder dem Schwarzspitzen-Riffhai.
Lebensraum und Verbreitung
Der Schweinshai lebt bevorzugt in tieferen Gewässern – meist zwischen 100 und 700 Metern Tiefe, seltener flacher oder tiefer. Sein bevorzugter Lebensraum sind schlammige oder sandige Meeresböden, wo er auf Beutesuche geht.
Seine geografische Verbreitung umfasst:
- Ost-Atlantik: von Norwegen über die britischen Inseln bis Südafrika
- Mittelmeer: häufigere Funde, vor allem westliches Mittelmeer
- Nordsee: vereinzelte Sichtungen, besonders in tieferen Bereichen
Interessant: Auch wenn die Nordsee nicht zu seinem Hauptverbreitungsgebiet zählt, gibt es dort dokumentierte Begegnungen – meist als Beifang in der Schleppnetzfischerei. Mehr zur Thematik findest du auch in unserem Beitrag über Haie in der Nordsee.
Fortbewegung und Verhalten
Der Schweinshai ist kein schneller Schwimmer. Sein Körperbau deutet auf ein bodenorientiertes Leben hin. Seine Bewegungen sind eher langsam, manchmal fast schwebend. Er nutzt seine großen Rückenflossen nicht nur zur Stabilisierung, sondern vermutlich auch zum Manövrieren in engen, strukturierten Lebensräumen.
Im Gegensatz zu vielen pelagischen Haien lebt der Schweinshai meist einzeln. Begegnungen mit Artgenossen sind selten und scheinen vor allem während der Paarungszeit stattzufinden.
Ernährung: Was frisst ein Schweinshai?
Der Schweinshai ernährt sich vor allem von:
- Weichtieren wie Tintenfischen und Schnecken
- Bodenlebenden Krebstieren
- kleinen Knochenfischen
- gelegentlich auch von Aas oder Planktonorganismen
Seine relativ kleinen, aber scharfen Zähne und sein kräftiger Kiefer deuten auf eine Beißstrategie, bei der er Beute vom Boden aufnimmt oder herausreißt. Anders als der Makohai, der mit hoher Geschwindigkeit jagt, setzt der Schweinshai auf Ausdauer und Überraschung.
Fortpflanzung: Eine besondere Form der Lebendgeburt
Wie viele Tiefseehaie ist auch der Schweinshai lebendgebärend. Die Weibchen bringen dabei wenige, aber große Jungtiere zur Welt, die im Körper vollständig entwickelt werden. Eine Plazenta wie bei Säugetieren gibt es nicht – stattdessen ernähren sich die Embryonen von Dotterreserven oder Eihüllen.
Dieser Fortpflanzungsmodus bedeutet:
- niedrige Reproduktionsrate
- lange Entwicklungszeiten
- hohe Verletzlichkeit gegenüber Fischerei
Mehr über diese Fortpflanzungsart erfährst du im Beitrag über lebendgebärende Haie.
Schweinshai und Mensch – ein ungleiches Verhältnis
Der Schweinshai stellt keine Gefahr für den Menschen dar – allein schon, weil er in Tiefen lebt, die für Badegäste oder Taucher kaum erreichbar sind. Er gilt als scheu, unauffällig und wenig erforscht.
Trotzdem ist der Mensch seine größte Bedrohung:
- Beifang in der Tiefseefischerei
- Zerstörung von Lebensräumen durch Schleppnetze
- fehlender Schutzstatus in vielen Regionen
Gerade wegen seiner geringen Reproduktionsrate kann schon ein geringer Fischereidruck zu massiven Bestandseinbrüchen führen. Der Schweinshai ist daher ein Paradebeispiel für die Risiken, die Tiefseearten durch menschliches Handeln drohen.
Mehr zum Thema findest du unter Gefährdung von Haien und Bedrohungen für Haie.
Warum ist der Schweinshai so wenig bekannt?
Trotz seiner weiten Verbreitung bleibt der Schweinshai weitgehend unbekannt. Gründe dafür sind:
- sein versteckter Lebensraum in großer Tiefe
- sein unscheinbares Verhalten
- das Fehlen spektakulärer Auftritte wie bei Weißen Haien oder Tigerhaien
Dabei erfüllt der Schweinshai eine wichtige Funktion im Ökosystem: Als Bodenräuber und Aasfresser trägt er zur Stabilisierung des Meeresbodens bei und kontrolliert kleinere Organismen im Sedimentbereich.
Fazit: Ein stiller Held der Tiefe
Der Schweinshai mag unscheinbar wirken – doch seine Existenz erinnert uns daran, wie vielfältig und empfindlich unsere Meere sind. Seine angepasste Lebensweise, seine Fortpflanzung und seine Rolle im Ökosystem zeigen, dass auch unscheinbare Arten entscheidend für das Gleichgewicht unter Wasser sein können.
Er verdient Aufmerksamkeit, Schutz und Erforschung – nicht nur, weil er selten ist, sondern weil er ein Beispiel dafür ist, wie viel es im Ozean noch zu entdecken gibt.Lebendgebärende Haie – Evolution im Mutterleib