
Wenn es um Geschwindigkeit, Jagdfähigkeit und Kraft geht, steht der Makohai ganz oben auf der Liste der faszinierendsten Haiarten. Doch während viele diesen Hochseejäger mit tropischen oder subtropischen Gewässern verbinden, taucht immer wieder die Frage auf: Könnte es Makohai-Sichtungen in der Nordsee geben?
Diese Frage sorgt regelmäßig für Diskussionen – nicht nur bei Hai-Fans, sondern auch in der Meeresbiologie. In diesem Artikel klären wir, was am Mythos dran ist, wie der Lebensraum des Makohais wirklich aussieht und ob die Nordsee überhaupt in sein Beuteschema passt.
Steckbrief: Der Kurzflossen-Makohai
- Wissenschaftlicher Name: Isurus oxyrinchus
- Familie: Makrelenhaie (Lamnidae)
- Länge: bis 4 Meter
- Gewicht: bis 500 kg
- Top-Geschwindigkeit: über 70 km/h – schnellster Hai der Welt
- Vorkommen: weltweite Verbreitung in gemäßigten und tropischen Meeren
Der Kurzflossen-Makohai ist ein echter Hochleistungsschwimmer – gebaut für die Jagd auf schnelle Beute wie Thunfische, Schwertfische oder andere pelagische Fische. Anders als typische Riffhaie ist er ein Bewohner der offenen Hochsee, weit entfernt von flachen Küstengewässern.
Lebensraum: Was braucht ein Makohai?
Der Makohai bevorzugt:
- hohe Sauerstoffwerte in mitteltiefen bis tiefen Wasserschichten
- temperierte bis subtropische Zonen, meist zwischen 16–22 °C
- freie Bewegungsräume ohne strukturelle Begrenzungen wie Riffe oder flache Küsten
- eine ausgeprägte Wanderfähigkeit – Makohaie können Tausende Kilometer zurücklegen
Obwohl Makos meist in wärmeren Regionen vorkommen, wurden sie auch in gemäßigten Zonen wie dem Nordatlantik gesichtet – etwa vor der Küste Irlands, Schottlands oder in der Biskaya. Doch reicht das, um auch die Nordsee als möglichen Lebensraum zu betrachten?
Bedingungen in der Nordsee
Die Nordsee ist ein Schelfmeer – relativ flach, kühl und durch zahlreiche Umweltfaktoren geprägt. Hier ein Überblick über die für Haie relevanten Bedingungen:
- Wassertemperatur: Im Sommer bis etwa 20 °C, im Winter deutlich kühler
- Salzgehalt: geeignet für Haie, aber geringer als im Atlantik
- Tiefe: meist unter 100 Meter, nur selten tief genug für echte Hochseearten
- Beutetiere: Heringsschwärme, Makrelen, Kabeljau – prinzipiell attraktiv für Raubfische
- Zugang: Über den Ärmelkanal ist ein Austausch mit Atlantikarten möglich
Fazit: Die Nordsee ist nicht optimal, aber prinzipiell zugänglich für wandernde Haiarten – besonders in den wärmeren Monaten.
Wurde der Makohai schon in der Nordsee gesichtet?
Ja – aber sehr selten. Es gibt vereinzelt Berichte über Makohaie in der südlichen Nordsee, oft aus der Nähe von Großbritannien oder der niederländischen Küste. Die meisten dieser Sichtungen sind:
- zufällige Irrgäste auf der Durchreise
- Beifang in Fischernetzen, meist im Spätsommer
- nicht dauerhaft ansässig, sondern nur kurzzeitig präsent
Im Vergleich zu typischen Nordsee-Haiarten wie dem Hundshai oder dem Dornhai ist der Makohai also kein typischer Bewohner – aber eben auch kein völliger Fremder.
Warum Makohaie die Nordsee (meist) meiden
Makos brauchen tieferes Wasser, mehr Bewegungsfreiheit und eine andere Temperaturstabilität als die Nordsee dauerhaft bieten kann. Vor allem in der kalten Jahreszeit ist es dort schlicht zu kühl.
Dazu kommt: Der Makohai jagt vor allem in der freien Wassersäule – also in mittleren Tiefen über dem offenen Ozean. Die Nordsee ist dafür oft zu flach, zu stark von Sedimenten durchzogen und ökologisch eher für andere Haiarten gemacht.
Mehr zu den Unterschieden in Körperformen bei Haien, die auf bestimmte Lebensräume hinweisen, findest du ebenfalls auf Haie.net.
Beuteverhalten: Würde der Makohai in der Nordsee Nahrung finden?
Grundsätzlich ja: Es gibt Schwärme von Heringen, Makrelen und Dorsch, die auch in seinem Beuteschema liegen. Doch diese Schwärme halten sich oft in flacheren Wasserschichten auf und sind Ziel zahlreicher heimischer Raubfische – darunter der Schweinswal oder größere Dorsche.
Makos jagen normalerweise weiter draußen und tiefer – zum Beispiel im Nordatlantik, wo sie Thunfische und Schwertfische verfolgen.
Jagdmethoden & Anpassungen
Der Makohai ist bekannt für:
- extrem schnelles Schwimmen
- weite Sprünge über die Wasseroberfläche
- blitzschnelle Attacken auf Beute
- seine Fähigkeit zur endothermen Temperaturregulation
Damit zählt er zu den wenigen Haiarten, die ihre Körpertemperatur selbst erhöhen können – ähnlich wie der Weiße Hai. Diese Fähigkeit hilft ihm auch, kühlere Gewässer wie die Ränder der Nordsee kurzzeitig zu nutzen.
Bedrohung & Schutz
Makohaie gelten als stark gefährdet. Hauptgründe:
- Überfischung – insbesondere als Beifang
- gezielte Jagd auf Flossen und Fleisch
- fehlende internationale Schutzabkommen
In einigen Teilen Europas gibt es bereits Fangverbote für Makohaie, doch die Umsetzung ist nicht flächendeckend. Auch in der Nordsee ist der Makohai zwar selten, aber dennoch nicht sicher vor menschlichen Einflüssen.
Mehr zum Thema unter Bedrohungen für Haie und Hai-Fischerei & Überfischung.
Fazit: Der Makohai in der Nordsee – eine Ausnahme mit Aussagekraft
Der Makohai ist kein typischer Nordsee-Hai – aber er könnte dort vorkommen, wenn auch nur selten und temporär. Ein einzelner Makohai, der sich im Spätsommer in wärmere Randgebiete verirrt, ist durchaus realistisch. Ein dauerhaftes Vorkommen oder gar eine Population aber ist ausgeschlossen.
Und doch ist jede Sichtung ein wichtiger Hinweis auf die Veränderungen in unseren Meeren. Klimawandel, Temperaturverschiebungen und Fischwanderungen führen dazu, dass manche Arten sich neue Wege suchen – auch solche, die man dort früher nicht vermutet hätte.
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