
Der Hundshai gehört zu den Haiarten, die oft übersehen werden – zu Unrecht. Denn trotz seiner geringen Größe und seines zurückhaltenden Wesens spielt er eine entscheidende Rolle in vielen marinen Ökosystemen. Besonders in den gemäßigten Gewässern Europas ist der Hundshai heimisch – und damit einer der wenigen Haie, die man auch in Nord- oder Ostsee antreffen kann.
In diesem Beitrag erfährst du, wie der Hundshai lebt, warum er so wichtig für das Ökosystem ist – und wieso gerade er stärker geschützt werden sollte.
Systematik und Bezeichnungen
Der Hundshai ist auch unter dem Namen Kleingefleckter Katzenhai oder wissenschaftlich als Scyliorhinus caniculabekannt. Er gehört zur Familie der Katzenhaie und ist eng verwandt mit anderen kleineren Bodenhaien.
Typisch für den Hundshai:
- Länge: meist 60–80 cm, maximal etwa 1 Meter
- Körperbau: schlank und biegsam
- Farbe: sandfarben bis grau mit dunklen Punkten
- Verhalten: nachtaktiv, scheu und einzelgängerisch
Mit seiner Färbung und seiner geringen Größe erinnert er kaum an den klassischen Hai – doch sein Verhalten ist durchaus raubtierhaft.
Verbreitung und Lebensraum
Der Hundshai ist in vielen Küstenregionen Europas zu finden – besonders in:
- der Nordsee
- der Ostsee (selten, aber dokumentiert)
- dem Atlantik von Norwegen bis Nordafrika
- dem westlichen Mittelmeer
Er bevorzugt flache bis mitteltiefe Küstengewässer mit sandigem oder schlammigem Grund. Besonders gern hält er sich auf weichen Böden auf, wo er leicht Beute aufspüren und sich vergraben kann.
Dass der Hundshai auch in der Ostsee überlebt, macht ihn zu einer der wenigen Haiarten, die an brackige Bedingungen angepasst sind. Details dazu findest du auch in unserem Beitrag über Haie in der Ostsee.
Lebensweise und Verhalten
Hundshaie sind vor allem nachts aktiv. Tagsüber ruhen sie oft gut getarnt auf dem Meeresboden. In der Dämmerung und Nacht begeben sie sich auf die Jagd – meist in Bodennähe, langsam und gezielt.
Sie sind Einzelgänger, treffen aber zur Fortpflanzung saisonal auf Artgenossen. Besonders in den Sommermonaten kommt es zu regionalen Häufungen, etwa an den Küsten von Irland oder England.
Ernährung: Klein, aber räuberisch
Trotz ihrer Größe sind Hundshaie echte Raubtiere – nur eben in klein:
- Krebse, Garnelen und Krabben
- kleinere Fische, vor allem Grundfische
- Weichtiere wie Würmer und Schnecken
Sie jagen mit Hilfe ihres feinen Geruchssinns und ihrer elektrischen Sinne. Im Vergleich zu anderen Haiarten nutzen sie nicht die Geschwindigkeit, sondern Präzision und Geduld.
Ihr Gebiss ist an harte Schalen angepasst – flache, abgerundete Zähne helfen, Krabbenpanzer zu zerdrücken. Anders als z. B. der Makohai, dessen spitze Zähne für blitzschnelle Jagden gemacht sind.
Fortpflanzung: Eier mit Haltefäden
Der Hundshai ist ein sogenannter eierlegender Hai (ovipar). Weibchen legen längliche Eier mit hornartigen Kapseln ab – oft an Algen, Steinen oder anderen Strukturen befestigt.
Die Eikapseln sind durchsichtige, braun-gelbe Gebilde mit charakteristischen Haltefäden. Die Jungen entwickeln sich innerhalb dieser Hüllen über mehrere Monate, bis sie voll ausgebildet schlüpfen.
In unserem Beitrag über Hai-Eier erfährst du mehr über diesen faszinierenden Prozess.
Bedeutung fürs Ökosystem
Der Hundshai erfüllt eine wichtige Rolle im marinen Gleichgewicht:
- Er reguliert kleinere Bodenorganismen
- Er selbst dient als Beute für größere Haie, Delfine und Robben
- Er trägt zur Durchmischung des Sediments bei – durch Fortbewegung und Nahrungssuche
Gerade in der Nord- und Ostsee, wo Artenvielfalt geringer ist als in tropischen Riffen, ist seine Präsenz besonders wertvoll. Erfahre mehr über diese Zusammenhänge im Artikel Ernährung und Ökosystem.
Mensch und Hundshai: Keine Gefahr – aber gefährdet
Für Menschen ist der Hundshai völlig ungefährlich. Er beißt nicht, attackiert nicht – und selbst wenn: Sein kleiner Kiefer ist kaum dazu geeignet, nennenswerten Schaden anzurichten.
Gleichzeitig ist der Hundshai bedroht – weniger durch gezielte Fischerei, sondern durch:
- Beifang in der Schleppnetzfischerei
- Zerstörung von Brutplätzen
- Wasserverschmutzung in Küstengebieten
Trotz seiner weiten Verbreitung ist er in einigen Regionen rückläufig. Die IUCN listet ihn als „nahezu gefährdet“, was auf einen kritischen Trend hinweist. Eine Übersicht findest du auf der Seite zur Roten Liste der Haie.
Fazit: Klein, wichtig und unterschätzt
Der Hundshai ist ein perfektes Beispiel dafür, wie auch kleine Arten große Wirkung haben. Er zeigt eindrucksvoll, dass Haie nicht immer groß, bedrohlich oder spektakulär sein müssen, um faszinierend und bedeutend zu sein.
Besonders im Kontext von Nordsee und Ostsee verdient er mehr Aufmerksamkeit – und Schutz.– Evolution im Mutterleib